Pixel Pitch • August 2025

Bewusst fotografieren, Bildkritik anno 1930, Variables Bokeh, Deepfakes, Wer fotografiert hat mehr vom Leben!

Ich merke, dass ich das Intro bei anderen Newslettern meist überlese und gleich zum Inhalt starte. Deswegen… without further ado…

  • 🔙 anno 1930: mehr vom Leben!

  • 🖼️ Bewusst fotografieren

  • 🎓 WIFI Kurse im August ☀️

  • Ⓜ️ Monats Meme: OOC

  • 🔘 Variables Bokeh

  • 🔮 Die Zukunft der Fotografie: 👫= ©

 🔙 anno 1930: mehr vom Leben!

Beim Schmökern in der Zeitschrift Kamera-Kunst von 1930 bin ich auf folgende interessante Einleitung gestoßen:

Es folgt eine lange Aufklärung über aktuelle Geräte und Zubehör für die Urlaubsfotograf·innen, aber diese Erkenntnis:

Wer fotografiert, hat mehr vom Leben!

fand ich zu schön um sie für mich zu behalten. 😊 Und ich behaupte, sie gilt auch noch knapp 100 Jahre danach. Vielleicht mit etwas geänderter Bedeutung: denn das reine “Verewigen von Erinnerungen” erledigen wir heute mit dem Smartphone. Die “liebevolle Aufmerksamkeit” zum Handy ist zwar hochaktuell 🤷‍♂️, aber eher weniger weil es unsere “photographische Ausrüstung ist”…

Voigtländer-Werbung im gleichen Heft

Dass Fotograf·innen mehr vom Leben haben scheint 1930 eine beliebte Erkenntnis gewesen zu sein. 😁 Warum gilt das auch heute noch?

Abgesehen von der technischen Herausforderung (falls du dich darauf einlässt) ist es die Art deine Umgebung wahrzunehmen, die sich erweitert. Mit einer Kamera in der Hand ändert sich dein Blick, deine Aufmerksamkeit, deine Assoziationen und vielleicht auch dein Leben.

Klingt dramatisch, wurde aber schon oft genug bewiesen. Fotografie als eine Therapie, die du gar nicht als solche wahrnimmst. 😏 

Bist du schon beim bewussten Fotografieren angekommen? Komponierst du deine Fotos, bevor du abdrückst? Siehst du Motive, die andere nicht sehen?

Die gute Nachricht: du kannst das üben! 👇

🖼️ Bewusst fotografieren

Es gibt viele Methoden, den Blick zu schärfen. Es ist aber nichts, das man einmal lernt und dann kann - sondern es ist die stete Übung, die zum Ziel führt. Vergleiche es mit Situps für’s Auge. 💪👁️

Im letzten Newsletter habe ich schon die Diptychs (Bildpaare) erwähnt. Versuche im nächsten Urlaub, Spaziergang oder Weg in die Arbeit zwei Motive zu finden, die etwas gemeinsam haben. Im einfachsten Fall ist es das Motiv oder die Farbe. Ist das zu langweilig, dann konzentriere dich auf die Form/Gestalt, ein Muster oder ein bestimmte Komposition. Kombiniere auch mehrere!

Wellen im Vorhang und im Pool, Toskana 2025

Sind das dann automatisch meisterliche Fotos? Natürlich nicht. Es geht darum, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und die Dinge voll und ganz wahrzunehmen. Wir sind darauf trainiert, Dinge zu erkennen, in eine Schublade zu stecken und weiterzugehen.

Vorhang →
Pool →

Wir Fotograf·innen sehen mehr und haben deswegen die Möglichkeit andere / bessere Fotos zu machen.

Spiegelungen wahrzunehmen ist eine weitere Übung:

Venedig spiegelt sich in einem polierten Holzboot, 2025

Interessanterweise ist dieses Motiv (Spiegelungen, nicht Venedig) uralt, wirkt aber niemals langweilig oder abgedroschen. Heute nennt man es “Hack” und geht damit viral. 🤣

Apropos Spiegelung: nochmal zurück ins Jahr 1930 mit einer Bildkritik:

Steine ins Wasser, damit die Spiegelung nicht so starr wirkt?? 🤯 Interessanter Gedanke, den ich nie als Kritik geäußert hätte…

🎓 WIFI Kurse im August ☀️

Das WIFI befindet sich noch immer in der Sommerpause… 😎⛱️ Ab September haben wir wieder Kurse im Angebot. Hier ein paar zur Auswahl:

ab 15.9. 📸 Lehrgang Berufsfotograf:in - Diplomkurs

am 18.9. 📸 Achtsames / Bewusstes Fotografieren (1 Tag)

ab 25.9. 📸 Inhouse Fotografie (3 Tage)

Infos sind natürlich schon online und die Anmeldung möglich. 😉

Obwohl der Tipp nicht falsch ist, kann ich versprechen, dass unsere Meister-Fotograf·innen doch etwas mehr Information raushauen! 😁

Ⓜ️onats-Ⓜ️eme

OOC = Out Of Camera

So berichten das zumindest die Fujifilm-Influencer. 😜 Aber es ist schon etwas Wahres dran… ich verstehe nicht, dass andere Hersteller diesen Bereich Fujifilm kampflos überlassen.

Canon bietet seine Picture Styles seit 2006 an, hat sie aber seit damals weder geändert noch erweitert. 🤷‍♂️🙈

🔘 Variables Bokeh

Lomography ist derzeit mit drei neuen Versionen ihrer Petzval-Objektive in den News. Die bieten jetzt ein Drehrad um das Bokeh zu ändern!

Zwischenerklärung: “Bokeh” bezeichnet nicht, wie unscharf der Hintergrund ist (wie von sehr vielen angenommen), sondern die Art & Qualität der Unschärfe.

Leider habe ich kein Beispiel zum Bokeh Control gefunden, bin aber bei meiner Suche auf ein Voigtländer Heliar Objektiv gestoßen, das schon im Mai dieses Jahres vorgestellt wurde und ebenfalls einen Bokeh-Steuerring anbietet!

« over | under »

Wenn du dir nichts unter Bokeh vorstellen kannst, dann empfehle ich dieses Video unten. Du siehst die Änderung der Hintergrundunschärfe durch (1) die Blendenzahl und (2) die Bokeh-Steuerung (normal, over, under).

Macht eine Bokeh-Kontrolle deine Fotos besser? Sicher nicht, aber sie gibt ihnen vielleicht einen Charakter, den du gesucht hast. Dank der Steuerung kannst du mit den Objektiven auch normal - also charakterlos 😜 - fotografieren und musst nicht mit etwas unscharfen Motiven leben.

🔮 Die Zukunft der Fotografie: 👫= ©

Vor einem Monat machte Dänemark mit dieser Schlagzeile auf ein Problem aufmerksam:

Es war mir gar nicht bewusst, dass es dazu ein neues Gesetz braucht. Aber wie ich aus der Diskussion erkennen kann, ist das alles ohnehin eine Grauzone, wie so oft…

Gilt unser Recht am eigenen Bild auch bei Deepfakes? Verbietet der AI Act der EU generell Deepfakes oder muss man sie nur kennzeichnen? Ist die Art des Deepfakes (von Satire bis Porno) ausschlaggebend? Was, wenn sich der Anbieter / Server in einem anderen Land (Kontinent!) befindet?

Lässt sich das alles durch Landesgesetze regulieren?

In obigen SWR-Artikel steht ein kleiner Satz, der wohl die Zukunft voraussagt:

Ein anderer Ansatz: digitale Herkunftssiegel. Die Content Authenticity Initiative, getragen von Adobe, Microsoft und der BBC, versieht Originalmaterial mit fälschungssicheren Metadaten.

Christian Batzlen, SWR

Dass alle KI-Bilder (und Deepfakes im Speziellen) gekennzeichnet sind, wird niemals funktionieren. Der umgekehrte Ansatz (echte Fotos zu kennzeichnen) ist zwar die schlechtere Methode, aber die einzig realistische.

Aber ich kann mich täuschen. Frankreich hat es tatsächlich geschafft, dass alle retuschierten Fotos auch so gekennzeichnet werden müssen. Sieht sehr ungewohnt aus:

Werbeplakate in der Pariser Metro (2023)

In Anbetracht der KI-Entwicklung der letzten 2 Jahre wirkt diese Kennzeichnung bereits etwas veraltet. Anstatt “Retuschiert!” sollte hier “menschliches Model!” angemerkt sein. 💀

Gedanken, Fragen, Feedback? Ich freue mich über eine Nachricht von dir! ✍️

Gut Licht ☀️💡⚡️ wünscht,

- Peter -

P.S.: Wenn du eine·n wirklich gute·n Fotofreund·in hast, dann leite doch bitte diese Mail weiter. 1000 Dank! 🤗

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